Inventarisation - Dokumentation - Forschung

Eine Inventarisation ist zunächst eine Bestandsaufnahme. Wer Glocken inventarisiert, muss interdisziplinär arbeiten. In erster Linie ist die Glocke Musikinstrument, zugleich jedoch Kunstobjekt, Denkmal und auch Zeitzeuge - die Recherche in Literatur, vor allem jedoch in Archiven ist bei einer wissenschaftlichen Aufarbeitung also nicht wegzudenken.

Bereits vor vielen Jahren begann mein Interesse an Kirchenglocken. Heute befasse ich mich in erster Linie mit der Inventarisation verschiedener Glocken, vorwiegend in Franken und vor allem mit der Erforschung ihrer Geschichte. Seit 2022 bin ich Mitglied im Deutschen Glockenmuseum e. V

Inventarisation und Feldforschung

In der Regel erfolgt zunächst ein Ortstermin, bei welchem der aktuelle Glockenbestand einer Kirche erfasst wird. Dabei werden alle relevanten Charakteristika einer Glocke erfasst. Dazu zählen Inschriften, Verzierungen, die technischen Daten (Abmessungen) und eine Klanganalyse. Anhand von Inventarlisten werden die Glocken akribisch dokumentiert.


Technische Paramter (Auswahl)

  • Unterer Durchmesser der Glocke
  • Schräge Höhe (Konstruktionslinie) der Glocke
  • Höhe der Glocke (ohne Krone)
  • Schlagringstärke der Glocke
  • Kunst- und Kulturgeschichte (Auswahl)

  • Beschreibung der äußeren Gestalt der Glocke
  • Jede Glocke lässt sich in verschiedene Bereiche einteilen - von der Krone bis zum Schlagring. Zunächst erfolgt also eine Beschreibung ihrer äußeren Form nach Auffälligkeiten und Regelmäßigkeiten.
  • Verzierungen und Inschriften der Glocke
  • Beinahe jede Glocke ist mit bestimmten Elemten (Reliefs, Medaillons etc.) verziert oder verfügt zumindest eine Inschrift. Diese Besonderheiten gilt es zu erfassen, d. h. nicht nur zu beschreiben, sondern auch zu vermessen. Schließlich muss v. a. bei der Inschrift auf Besonderheiten in Sprache und Schrift geachtet werden.

    Digitale Dokumentation

  • Akustisch
    In jedem Fall werden Tonaufnahmen der einzelnen Glocken (Anschlag und Läuten) und des vollen Geläutes erstellt, um das Geläute auch digital festzuhalten.
  • Photographisch
  • Das Erstellen von Photographien der Glocken im Gesamten, aber auch ihrer Verzierungen und Inschriften im Detail gehört zu einer vollständigen Dokumentation.

  • Filmographisch
    Auf Wunsch wird eine Videoaufnahme des Geläutes erstellt, die ich Ihnen gerne zur Verfügung stelle.
  • Musikalische Paramter (Auswahl)

  • Erfassung der Klangstruktur der Glocke, sog. Teiltonanalyse/Klanganalyse (wahlweise werden hierfür Präzisions-Stimmgabeln und/oder ein spezielle Software eingesetzt)
  • Abklingdauer (Nachhallwerte der Glocken)
  • Sonstiges (Auswahl)

  • Legierung 
  • (in der Regel sind Glocken aus Bronze gegossen, vorwiegend ab dem späten 19. Jh. wurden aber auch verschiedene Ersatzwerkstoffe wie bspw. Stahl, Eisenhartguß, Weißbronze etc. verwendet)
  • Kennummer
  • (Anlässlich der Glockenablieferungen im 2. Weltkrieg erhielt jede Glocke ab 1940/42 eine Kennummer zur Identifikation. Diese findet sich noch heute auf diesen Glocken, die den Krieg überstanden)
  • Situation im Glockenturm
  • Beschreibung des Glockenstuhles, der Aufhängung der Glocken und weiterer Besonderheiten vor Ort sowie ggf. eine Aufstellung festgestellter Mängel etc.
  • Klanganalyse der gr. Glocke (1527) in Regnitzlosau (Foto: M. Habicht, Regnitzlosau)
    Klanganalyse der gr. Glocke (1527) in Regnitzlosau (Foto: M. Habicht, Regnitzlosau)

    Recherche in Archiv- und Literatur

    Glockenverzeichnis im Bayerischen Hauptstaatsarchiv (Foto: Ben Schröder)
    Glockenverzeichnis im Bayerischen Hauptstaatsarchiv (Foto: Ben Schröder)

    In erster Linie ist die Recherche Archivarbeit, da in den wenigsten Fällen bereits Literatur zur Glockengeschichte vorhanden ist. Dabei beziehe ich nicht nur das kirchliche und örtliche Archiv, sondern v. a. auch die Stadt- und Staatsarchive, die Archive der Kirchenbehörden, um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten.

    Bei guter Quellenlage ist es durchaus möglich, die Geschichte der Glocken einer Gemeinde über mehrere Jahrhunderte hinweg lückenlos aufzuarbeiten. Eine spannende Aufgabe!


    Ziel der Dokumentation ist einerseits die Inventarisation des gegenwärtigen Glockenbestandes, aber auch die Aufarbeitung der zum Teil über mehrere Jahrhunderte zurückreichende Geschichte der Glocken eines Gebäudes.

    Ich freue mich über jegliche Unterstützung meiner Arbeit! Für weiterführende (An)fragen können Sie mich gerne jederzeit an mich wenden.

    Ben Schröder, 2024. Zuletzt aktualisiert am 20.11.2024.
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